Alamannenmuseum Ellwangen zeigt neue Sonderausstellung: „Goldblattkreuze – Glaubenszeichen der Alamannen“

Vom 16. September 2017 bis 8. April 2018 ist im Ellwanger Alamannenmuseum die Sonderausstellung „Goldblattkreuze – Glaubenszeichen der Alamannen“ zu sehen. Schirmherr der vom Alamannenmuseum in Kooperation mit dem Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg konzipierten Ausstellung ist der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Dr. Gebhard Fürst.

 

2015 wurde in Bissingen an der Teck in einem reiche n Männergrab einer Hofgrablege mitten im alamannischen Dorf das derzeit neueste Goldblattkre uz in Süddeutschland entdeckt. Das erst in der Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Denkmalp flege wieder auseinander gefaltete Kreuz ist 6,2 cm lang (Foto: Landesamt für Denkmalpflege im Regier ungspräsidium Stuttgart, Yvonne Mühleis).

2015 wurde in Bissingen an der Teck in einem reichen Männergrab einer Hofgrablege mitten im alamannischen Dorf das derzeit neueste Goldblattkreuz in Süddeutschland entdeckt. Das erst in der Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege wieder auseinander gefaltete Kreuz ist 6,2 cm lang (Foto: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Yvonne Mühleis).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Goldblattkreuze des 6. bis 8. Jahrhunderts, von denen bisher mehr als 420 bekannt sind, stellen eine besonders interessante Fundgattung des frühen Mittelalters dar. Bei diesen in Gräbern angetroffenen Kreuzen aus dünner Goldfolie handelt es sich um Beigaben, die eigens für die Bestattung angefertigt wurden. Diese Folienkreuze wurden einst auf einem Leichentuch oder Schleier aufgenäht dem Toten mit ins Grab gegeben. Ihre Verbreitung beschränkt sich fast ausschließlich auf den Bereich der Alamannen
und Baiuwaren in Süddeutschland sowie der Langobarden in Italien.
Aufbauend auf den neueren Forschungen zu diesem Thema an der Universität Tübingen beleuchtet die Ausstellung den Grabbrauch der Goldblattkreuze, die als die ersten christlichen Symbole in Süddeutschland zu werten sind, eingebunden in einen Überblick zur Christianisierung der Alamannen. Neu ist etwa die Antwort auf die Frage, wo der Brauch entstanden ist, ebenso die Tatsache, dass dieser offenbar nur in einzelnen Familien üblich war. Anders als bisher gedacht bilden die Goldblattkreuze auch keinen Gegensatz zu gleichzeitig bestehenden Kirchen. Noch nie waren in einer Ausstellung so viele Goldblattkreuze versammelt, die aus zahlreichen namhaften Museen Süddeutschlands stammen.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bischof Dr. Gebhard Fürst, dem Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart: In der von ihm als bischöfliches Würdezeichen getragenen Brustkette befindet sich die künstlerische Nachbildung des 1936 gefundenen Goldblattkreuzes von Tübingen-Derendingen, Grab 5.

Besondere Funde: Die meisten Goldblattkreuze sind in der Form eines griechischen Kreuzes gestaltet. Dabei wurde entweder das gesamte Kreuz aus einem Stück Blech geschnitten oder das Stück aus zwei oder mehreren Blechstreifen gebildet. Erstaunlicherweise wurde bis heute kein einziges Goldblattkreuz im Siedelgebiet der Franken oder im frühmittelalterlichen Spanien entdeckt und nur einige wenige stammen aus dem ehemals angelsächsischen England und aus byzantinischen Gebieten am Mittelmeer.

Hotspot Lauchheim: In Lauchheim im Ostalbkreis kamen insgesamt 14 Goldblattkreuze aus sechs Gräbern zutage, so viele wie nirgends nördlich der Alpen. Da zwei Goldblattkreuze aus verschiedenen Gräbern dieselben Modelabdrücke aufweisen, dürften sie vor Ort von derselben Hand angefertigt worden sein.

Neue Forschungen: Die erneute Untersuchung und Neubewertung der über 400 Exemplare durch Martina Terp-Schunter, welche die Grundlage der Ausstellung bilden, erlauben tiefgreifende Rückschlüsse auf deren rituelle Funktion während des frühmittelalterlichen Bestattungsablaufs. In der Phase eines noch nicht institutionalisierten Christentums vom 6. bis 8. Jahrhundert wurde mit Hilfe der Goldblattkreuze die gesamte Trauergemeinschaft unter das Zeichen des christlichen Glaubens gestellt und die eigene religiöse Überzeugung für alle Anwesenden offensichtlich.

Zur Ausstellung erscheint eine Begleitpublikation. Für die Schulen, die mit dem neuen badenwürttembergischen Bildungsplan 2016 verstärkt das Thema Christanisierung der Alamannen behandeln, werden eigene museumspädagogische Programme angeboten.

Nähere Informationen sind beim Museum unter Tel. 07961/969747 sowie im Internet unter www.alamannenmuseum-ellwangen.de erhältlich.

Alamannenmuseum Ellwangen
Haller Straße 9
73479 Ellwangen
Telefon +49 7961 969747
Telefax +49 7961 969749
alamannenmuseum@ellwangen.de
www.alamannenmuseum-ellwangen.de

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 14-17 Uhr
Samstag, Sonntag 13-17 Uhr
sowie nach Vereinbarung
24., 25. und 31.12.2017 geschlossen

Eintritt: 3,00 €, ermäßigt 2,00 €, Familie 7,00 €

Begleitprogramm:
Führungen am
1.10. | 5.11. und 3.12.2017 sowie 7.1. | 4.2. | 4.3. und 1.4.2018
jeweils um 15 Uhr

Kuratorenführungen mit Martina Terp-Schunter M.A.
18.2.2018 und 8.4.2018
jeweils um 15 Uhr

Biographische Führungen zur Christianisierung der Alamannen
mit Jürgen Heinritz
22.10. und 26.11.2017 sowie 14.1. und 18.3.2018
jeweils um 15 Uhr

Aktionstag mit der Goldschmiedin Esther Schneller
Herstellung von Goldblattkreuzen
Goldschmiedevorführungen und Mitmachaktionen
17.9.2017 und 12.11.2017 sowie 28.1. und 25.3.2018
jeweils von 13-17 Uhr

Lichtbildervortrag
Martina Terp-Schunter M.A.
Goldblattkreuze – Zeichen des Glaubens im Frühmittelalter
29.11.2017, 19.30 Uhr
Jeningenheim Ellwangen

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