Nachruf für Josef Engemann

Liebe Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft,

mit großem Bedauern müssen wir Ihnen die traurige Nachricht übermitteln,
dass Josef Engemann am 14. November 2020 verstorben ist.

Mit Josef Engemann verlieren wir einen unserer bedeutendsten
Fachvertreter, einen hochgeschätzten Kollegen und verehrten Lehrer. Über
ein halbes Jahrhundert lang hat er die Forschungen zur Christlichen
Archäologie wesentlich geprägt und inspiriert sowie durch viel rezipierte
Publikationen auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Unten
übermitteln wir Ihnen einen von Johannes Deckers und Sabine Schrenk
verfassten Nachruf.

Für die Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie sprechen wir Familie,
Angehörigen und Freunden sowie Schülerinnen und Schülern unseres
verstorbenen Mitglieds unser großes Bedauern und unsere aufrichtige
Anteilnahme aus.

Für den Vorstand der AGCA,

Ute Verstegen und Gunnar Brands

NACHRUF

Wie wir soeben erfahren, ist Professor Dr. Josef Engemann am 14. November 2020 im Alter von 94 Jahren in Salzburg verstorben. Er war einer der führenden Christlichen Archäologen im deutschen Sprachraum und genoss international hohe Anerkennung.

Nachdem er das Studium der Katholischen Theologie abgeschlossen hatte, wechselt er zur Klassischen Archäologie und promoviert in Köln 1964 in diesem Fach bei Heinz Kähler zum Thema „Architekturdarstellungen des frühen Zweiten Stils“. Neben seiner Tätigkeit als Referent am Franz Josef Dölger-Institut in Bonn nimmt er zwischen 1965 und 1998 an der vom Deutschen Archäologischen Institut in dem großen frühchristlichen Pilgerheiligtum Abu Mena, Ägypten, unternommenen Ausgrabung teil und publiziert dort erbrachte Funde und Befunde. 1972 habilitiert er sich an der Universität Bonn im Fach Christliche Archäologie mit der Studie „Untersuchungen zur Sepulkralsymbolik der späteren römischen Kaiserzeit“ (1973). 1975 wird er dort zum apl. Professor ernannt. Ab 1978 leitet er die Abteilung Christliche Archäologie in dieser Universität und wird 1984 auf die neu geschaffene Professur für Christliche Archäologie in der Philosophischen Fakultät berufen. 1984 bis 2006 ist er Mitherausgeber des Reallexikons für Antike und Christentum und des Jahrbuchs für Antike und Christentum. Er war Mitglied der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts und Präsident des 12. internationalen Kongresses für Christliche Archäologie, der 1991 in Bonn stattfand. Engemann wird 1991 emeritiert.

Die thematisch und methodisch ungewöhnliche Breite seines wissenschaftlichen Werks beruht auf seiner Kenntnis der klassischen wie auch der patristischen Texte, der griechischen, römischen, jüdischen und christlichen Ikonographie kombiniert mit den Methoden der Erschließung und Dokumentation von archäologischen und kunsthistorischen Befunden.

Drei Monographien aus dem großen Œuvre Engemanns seien hier als Beispiele genannt. „Deutung und Bedeutung frühchristlicher Bildwerke“ (1997)ist bis heute ein Handbuch für die fachspezifische Analyse und Methodik, „Römische Kunst in Spätantike und frühem Christentum bis Justinian“ (2014)ein Kompendium der Hauptwerke der spätantiken und frühbyzantinischen Epoche. „Abu Mina VI: Die Keramikfunde von 1965 bis 1998“ (2016) ist ein Grundlagenwerk für die Datierung spätantiker Kulturschichten in Ägypten und dem Nahen Osten.

Nicht nur die zahlreichen Aufsätze, sondern auch die vielfältigen, sehr komprimierten Beiträge in Lexika wie dem „Reallexikon für Antike und Christentum“ und dem „Lexikon des Mittelalters“ sind ein stets verlässliches Hilfsmittel und eine unerschöpfliche Fundgrube.

Engemann war ein engagierter, immer anregender, Kritikfähigkeit fördernder und humorvoller Lehrer. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten wie auch im Wirken seiner Schüler lebt Josef Engemann weiter.

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